Wo Whisky noch von Hand gemacht wird

Balvenie Distillery

www.thebalvenie.com

Balvenie Distillery
Dufftown, Banffshire
AB55 4BB, Schottland

gegründet. Speyside. Dufftown, Banffshire.

Geschichte

Gründung & Ursprung

Es gibt Brennereien, die sich mit der Zeit verändern. Und dann gibt es Balvenie – eine Destillerie, die sich bewusst gegen die Moderne stemmt.

1892 begann William Grant, ein Mann mit unerschütterlicher Überzeugung, ein ehrgeiziges Projekt. Neben der bereits florierenden Glenfiddich Distillery wollte er eine Brennerei errichten, die nicht nur Whisky produzierte, sondern Whisky erschuf – mit Geduld, Hingabe und echter Handwerkskunst.

Er wählte die Mauern des Balvenie House, eines alten Herrenhauses, das schon Jahrhunderte überdauert hatte. Am 1. Mai 1893 floss der erste Tropfen aus den kupfernen Brennblasen – ein Moment, der den Grundstein für über 130 Jahre Whisky-Geschichte legte.

Entwicklung & Meilensteine

Während andere Brennereien ihre Produktionsprozesse zunehmend automatisierten, ging Balvenie einen anderen Weg. Hier wird noch immer Gerste auf eigenen Feldern angebaut, gemälzt, gebrannt und gereift – eine Seltenheit in der modernen Whiskywelt.

Ein echter Meilenstein war die Arbeit von David Stewart MBE, der seit 1962 als Malt Master über die Fässer wachte. Er führte in den 1980er Jahren das Fass-Finishing ein – eine Technik, die Balvenies Charakter noch komplexer machte und heute als weltweiter Standard gilt.

Besonderheiten der Lage & Umgebung

Balvenie liegt in Dufftown, dem Herzen der Speyside. Hier, wo das Wasser des Robbie Dhu Burns klar und weich ist, entsteht einer der komplexesten Whiskys Schottlands.

Direkt hinter der Brennerei ragen die Ruinen von Balvenie Castle in den Himmel – ein Symbol für Beständigkeit, genau wie Balvenie selbst. Die Destillerie ist von weiten Feldern umgeben, auf denen noch immer ein Teil der eigenen Gerste wächst – ein Kreislauf, der bis heute gepflegt wird.

Besonderheiten
  • Vom Feld ins Glas – Tradition lebt hier weiter
    Balvenie ist eine der wenigen Brennereien, die ihre eigene Gerste anbauen und in der eigenen Mälzerei verarbeiten. Zwar deckt dies nicht den gesamten Bedarf, doch die Tradition bleibt lebendig.

  • Meister der Fässer – Eine eigene Küferei vor Ort
    Während andere Brennereien ihre Fässer einkaufen, hat Balvenie eine eigene Küferei. Die Fassmeister reparieren, toasten und erneuern jedes Fass, um sicherzustellen, dass nur das Beste für die Reifung verwendet wird.

  • Handwerkskunst in jeder Facette
    Bei Balvenie gibt es einen hauseigenen Kupferschmied, der sich um die Brennblasen kümmert – eine Seltenheit in der modernen Whiskywelt. Hier zählt echtes Handwerk – vom ersten Korn bis zur letzten Flamme unter der Brennblase.

Fakten / Details
  • Besucherzentrum: Ja
  • Gründungsjahr: 1892
  • Maischbottich: Traditioneller hölzerner Maischbottich
  • Washbacks: Holz, 9 Stück
  • Wash Still: 5 Stück
  • Spirit Still: 6 Stück
  • Max. Kapazität/Jahr: ca. 7.000.000 Liter
  • Besitzer: William Grant & Sons Ltd.
Das Fass, das alles veränderte

Die Geburt des DoubleWood

In den 1980er Jahren war Whisky eine Kunst, aber eine mit klaren Regeln. Reifen. Warten. Abfüllen. Doch David Stewart MBE, Balvenies Malt Master, dachte anders.

Was, wenn ein Whisky nicht nur in einem Fass ruhte, sondern in zwei?

Er begann ein Experiment: gereifter Balvenie wurde in Oloroso-Sherry-Fässer umgefüllt. Wochen später kam das Ergebnis – und es war spektakulär. Mehr Tiefe, mehr Würze, eine völlig neue Dimension.

Dieses Experiment wurde zum weltberühmten Balvenie DoubleWood – ein Meilenstein, der sich heute in fast jeder Whisky-Destillerie der Welt wiederfindet. Doch es begann hier – in den alten Lagerhäusern von Balvenie.

Whisky ist ein Spiel der Zeit – und manchmal ändert sich mit ihr auch die Geschichte. Vielleicht fließen morgen andere Tropfen durch die Brennblasen von Balvenie, vielleicht reift der nächste Jahrgang in neuen Fässern. Doch eines bleibt sicher: Hier wird Whisky noch so gemacht, wie er gemacht werden sollte.